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Moderhinke bei Schafen: erkennen und behandeln

Moderhinke ist eine schmerzhafte Klauenerkrankung bei Schafen. Sind Tiere einer Herde befallen, ist die schnelle und richtige Behandlung wegweisend.

Vor 11 Monaten

Moderhinke ist eine weltweit verbreitete, bakterielle Klauenerkrankung bei Wiederkäuern, die insbesondere bei Schafen auftritt. Im fortgeschrittenen Stadium verursacht sie dem Tier hochgradige Schmerzen: die Schafe fressen dann kniend, um dem Schmerz auszuweichen.

In der Schweiz wird das Ziel angestrebt, bis 2025 moderhinkefrei zu sein. Dies bedingt ein konsequentes Handeln bei befallenen Herden.

Was ist die Ursache von Moderhinke?

Die Ursache für Moderhinke liegt in der Aktivität von Bakterien, genauer gesagt dem Dichelobacter nodosus. Dieses Bakterium kommt ausschliesslich im Klauenhorn von Wiederkäuern wie Schafen, Ziegen und Wildwiederkäuern vor. Es vermehrt sich und überlebt dort, sofern es von Sauerstoff abgeschirmt wird. An der Entwicklung von Moderhinke ist zudem das Fusobacterium necrophorum beteiligt. Ein Bakterium, das auch im Erdboden vorkommt. Durch Fusobakterien allein kann jedoch keine Moderhinke entstehen.

Ausserhalb des Klauenhorns ist das «Moderhinke-Bakterium» in der Regel nicht lange überlebensfähig und kann, je nach Umgebung, vier Wochen lang bestehen. Solange das Bakterium nicht in einer Herde vorhanden ist, bleibt diese auch frei von Moderhinke.

Wie wird ein Moderhinke-Befall festgestellt?

Die Moderhinke ist eine eitrige Entzündung der Klauen mit einer schmierigen, grau-weissen Masse. Im fortgeschrittenen Fall ist sie auch leicht durch den typischen faulig-süsslichen Geruch erkennbar. Frische Infektionen zeigen sich durch eine Entzündung der Zwischenklauenhaut. Seit 2016 steht ein PCR-Labortest zur Verfügung, um Moderhinke sicher diagnostizieren oder ausschliessen zu können: Dabei werden Proben aus dem Zwischenklauenbereich genommen und in ein entsprechendes Labor zur Untersuchung geschickt. Bei der Interpretation des Testresultates ist aber zu berücksichtigen, dass der PCR-Test bei positivem Resultat lediglich die Präsenz von Erbmaterialien der Bakterien bestätigt. Nicht aber, ob sie von aktiven – lebenden – oder inaktiven – toten - Bakterien stammen.

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Gewusst?

Bis 2025 muss die Schweiz Moderhinke-frei sein. Der BGK (Beratungs- und Gesundheitsdienst für Kleinwiederkäuer) steht dabei Schafhaltenden beratend zur Seite. Ausgebildete Moderhinke-Berater*innen können zur Unterstützung während der Sanierung einer Herde und zur Abschlusskontrolle beigezogen werden.

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Was tun, wenn meine Herde Moderhinke hat?

Wenn in der eigenen Herde Moderhinke festgestellt wird, müssen umgehend Massnahmen ergriffen werden, um eine weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Dazu zählen:

  • Isolierte Unterbringung infizierter Tiere
  • Entfernung von infiziertem Gewebe im Klauenhorn mittels Klauenschnitts
  • Verbesserte Hygiene- und Pflegepraxis

Die von Tierärzten empfohlene Behandlung von Moderhinke bei den infizierten Tieren setzt sich aus zwei Teilschritten zusammen:

  • Klauen schneiden
  • Klauen baden

Teilschritt 1: Klauen schneiden

Einrichten des Arbeitsplatzes

Beim Klauenschneiden von Schafen gibt es einige wichtige Faktoren zu berücksichtigen, um die erfolgreiche Behandlung zu gewährleisten. Der Behandlungsplatz ist ausserhalb des Stalles, auf festem Grund, einzurichten. Zudem soll er gut beleuchtet sein, um eine genaue und präzise Arbeit zu ermöglichen. Die gute Beleuchtung gewährleistet, dass der Tierhaltende in der Lage ist, den Zustand der Klauen genau zu beurteilen und erkranktes Gewebe zu erkennen und zu entfernen.

Wichtige Punkte bei der Entfernung von erkranktem Klauenhorn

Beim Klauenschneiden von Schafen ist es wichtig, zunächst die überstehenden Tragränder auf die Höhe der Sohle bis auf die weisse Linie zurückzuschneiden. Anschliessend wird das lose und erkrankte Klauenhorn entfernt. Hierbei handelt es sich vor allem um unterhöhlte und losgelöste Hornteile sowie verändertes Klauenhorn. Es ist entscheidend, dass nach dem Ausschneiden ausschliesslich gesundes, gut verbundenes Klauenhorn zurückbleibt. Um sicherzustellen, dass der Klauenschnitt korrekt durchgeführt wird, sollte ausreichend Zeit investiert werden, um alle erkrankten Stellen sauber auszuschneiden.

Wichtig: Das abgeschnittene Horn muss nach der Klauenpflege als Haushaltsmüll entsorgt werden. Es darf keinesfalls auf den Miststock gelegt werden.

Scharfes Werkzeug und Desinfektion für eine effektive Arbeit

Es ist wichtig, dass das Klauenwerkzeug scharf und gut geschliffen ist, um eine schnelle und präzise Arbeit zu ermöglichen. Eine stumpfe Klinge verunmöglicht ein präzises Schneiden und kann zu Verletzungen führen und die Genesung des Tieres verzögern.

Um die Übertragung von Krankheiten zu vermeiden, ist es wichtig, das Klauenwerkzeug nach jedem behandelten Tier zu reinigen und zu desinfizieren. Behandelnde und helfende Personen sollen Einweghandschuhe tragen. Falls im Anschluss an den Klauenschnitt kein Klauenbad durchgeführt wird, ist die wiederholte Desinfektion der Werkzeuge unabdingbar, um die weitere Verbreitung der Krankheitserreger zu vermeiden.

Zusammenarbeit mit einem Profi für bessere Ergebnisse

Des Weiteren ist es ratsam, regelmässig eine Fachperson hinzuzuziehen, um sicherzustellen, dass das Klauenschneiden richtig durchgeführt wird. Zudem kann auch eine genaue Diagnose über die Erkrankung der Klauen gestellt werden. Die Fachperson kann auch hilfreiche Tipps geben, um die Genesung der betroffenen Tiere zu beschleunigen und zukünftige Erkrankungen zu vermeiden.

Teilschritt 2: Klauen baden

Durch das Klauenbaden werdend die Klauen desinfiziert und der Heilungsprozess kann bei sachgemässer Anwendung unterstützt werden. Das Klauenbad sollte direkt nach dem Klauenschneiden durchgeführt werden. Um die Moderhinke zu bekämpfen, ist es empfohlen, das Klauenbad in einem Zeitraum von 6 – 8 Wochen wöchentlich durchzuführen.

Die Wahl der Klauenwanne

Die Grösse der Klauenwanne hängt von der Anzahl der Tiere und der für diese Arbeit verfügbaren Zeit ab. Wenn beispielsweise eine Herde aus 50 Schafen besteht, eine Klauenbadewanne für 5 Tiere ausgelegt ist und jedes Tier für 10 Minuten badet, sollte für die Durchführung des Klauenbades etwa 2 Stunden eingeplant werden.

Wichtig: Die Klauen der gesamten Herde sollen gebadet werden. Nicht nur diejenigen der infizierten Schafe.

Das Klauenbaden

Direkt nach dem Klauenschnitt wird für die gesamte Herde ein erstes Klauenbad durchgeführt. Der Flüssigkeitsstand in der Wanne soll ungefähr 6 cm betragen, um Spritzer zu vermeiden. Eine Schaumstoffmatte kann in das Bad gelegt werden, um eine bessere Reinigung der Klauen und Spritzer zu vermeiden. Nach dem Bad müssen die Tiere für eine Stunde auf einem befestigten Platz stehen, um die bessere Einwirkung der Badelösung zu ermöglichen.

Wird das Klauenbad ohne vorgängige Klauenpflege eingesetzt, so muss sichergestellt sein, dass die Klauen vorgängig so gut wie möglich von Dreck und Mist befreit sind. Wird hierfür die Herde vorgängig über eine feste Strasse getrieben, fällt der erste Schmutz ab. Weiter kann die Herde durch eine zusätzliche Wanne mit klarem Wasser getrieben werden, um die Klauen besser vorzureinigen. Danach steht dem eigentlichen Klauenbad in der desinfizierenden Lösung nichts im Weg.

Für die Wahl des geeigneten Desinfektionsmittels empfiehlt sich die Absprache mit den Fachpersonen des BGKs oder mit dem Tierarzt oder Tierärztin.