Milchviehstall in Wölflinswil

Wir sind ehrlich: ein Projekt, das örtlich näher gelegen ist als der Neubau der Familie Belser, gab es in der über 30jährigen Geschichte der B+M noch nie. Umso mehr hat uns im Frühling 2021 gefreut, dass wir den Zuschlag für dieses schöne Projekt erhalten haben. Was steckt hinter dem Projekt «Neubau Belser»?

Belser Wolfhof

Eine Besonderheit ist, dass dieser Stall ein Familienwerk ist. Vater Marcel (Jg. 1966) und Mutter Sandra (1972) Belser haben den Neubau zusammen mit ihren beiden Töchtern, Bettina (1996) und Angela (1998), geplant und gebaut. Der Neubau soll für die beiden Töchter eine stabile Basis für das künftige Betreiben des Landwirtschaftlichen Betriebs bilden.

Heute ist die Situation, dass Marcel und Sandra den Hofalltag gemeinsam mit einer Praktikantin bestreiten. Angela ist Vollzeit auswärts angestellt und Bettina arbeitet mit einem 60 %-Pensum bei Swissgenetics. Die restliche Zeit ist sie auf dem Hof anzutreffen: «Die Arbeit bei Swissgenetics bietet eine optimale Ergänzung zum Hofalltag. Wollen wir in der Zucht erfolgreich sein, so ist es wichtig, dass wir die schnelllebige Szene betrachten können, mein Job hilft mir dabei». Die ganze Familie ist sich einig: Ohne die zahlreichen Familienmitglieder, die helfen die Spitzenzeiten zu brechen, wäre es um einiges schwerer, die Tage zu bestreiten.

Bettina und Angela haben beide den Beruf der Landwirtin EFZ gelernt. Bettina hat zudem erfolgreich die Abschlussprüfung zur Betriebsleiterin absolviert. Die Geschwister sind im Vorstand der Aargauer Jungzüchter engagiert und regelmässig an Ausstellungen anzutreffen. Wenn man mit ihnen spricht, wird deutlich, mit welchem Herzblut sie die Rinderzucht verfolgen. Mit leuchtenden Augen und sehr viel Fachwissen erzählen sie über die eigenen Zuchtziele. Da liegt es auf der Hand, dass bei der Planung und Umsetzung des neuen Laufstalles für die Kühe die Bauherren-Familie auf das Tierwohl ein besonders kritisches Auge geworfen hat. Mit welchen Details wurde der neue Laufstall ausgestattet? Der Blick hinter die Stalltüre offenbart es.

familie besler 2023

Familie Belser vor dem Stallneubau.

Schwerpunkte bei der Stall-Konzeption

Liegeflächen, die Kuh-Komfort bieten

Im Stall Belser wurde das neue Liegeboxenmodell SWING eingebaut. Es ermöglicht den grösstmöglichen Freiraum für die Kuh. Nach vorne ist sie komplett offen und ermöglicht es der Kuh so, den Kopfschwung beim Aufstehen und Abliegen frei von Begrenzungen zu machen. Was besonders gefällt: Sollte sich eine Kuh mal durch den Kopfbereich in den Mittelgang davon machen, so lässt sie sich dank der durchdachten Stallkonzeption einfach heraus- und wieder zurück in die Herde führen.

Ideale Futteraufnahme mit Feedboxen

Die innovativen Feedboxen bestehen aus einem einfachen System aus Trennbügeln, welche die Fressplätze unterteilen. Jedes Tier erhält im Vergleich zu konventionellen Fressgittern deutlich mehr Platz. Dadurch wird der Fressradius der Kuh vergrössert und garantiert, dass sie sich entspannt der Futteraufnahme widmen kann. Jeder Platz ist zusätzlich mit einem Tränkebecken ausgestattet, dies ermöglicht die sofortige und ausreichende Wasseraufnahme nach dem Fressen.

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Die Feedbox ist – betrachtet vom Laufgang her – auf einem erhöhten Sockel gebaut. So kann die Kuh ungestört fressen, selbst wenn der Mistroboter am Reinigen ist.

Die Lauffläche der Zukunft

Über die gesamte Lauffläche ist der Stall mit Meadowfloor® ausgestattet. Der innovative Spaltenboden mit Gummioberfläche gibt der Kuh die Trittsicherheit wie auf der Weide. Die einzigartige Beschaffenheit des Meadowfloor® sorgt ausserdem dafür, dass Urin und Kot schnell abfliessen können. So stehen die Tiere möglichst kurz im Mist, der Reinigungsaufwand wird reduziert und die Ammoniakbildung wird verhindert.

Kälberaufzucht: einfach und effizient

Mit dem neuen Kälberstall ist einiges einfacher und Arbeitsabläufe effizienter geworden. Dank dem Fütterungsautomaten können die Kälber neu 5 mal täglich Futter aufnehmen. Vorher hiess es stets «Kessel schleppen» – die damals dafür eingesetzte Muskelkraft und Zeit können nun in andere Tätigkeiten investiert werden.

Gesteigertes Tierwohl mit Durchlüftung und Hubfenstern

Ein bedeutender Anteil für ein hohes Tierwohl trägt die offene Bauweise bei, die für eine gute Durchlüftung und viel natürliches Licht sorgt. Mit den Hubfenstern sind die idealen Möglichkeiten geschaffen, das Stallklima im Sommer als auch im Winter zu regulieren. Im Sommer vollständig geöffnet, gelangt genügend Frischluft in den Stall und ein ständiger Luftaustausch ist möglich. Im Winter lassen die Doppelsteg-Lichtplatten auch im geschlossenen Zustand genügend Luft hinein und haben gleichzeitig eine gute isolierende Wirkung.

hubfenster-stall-belser

Die installierten Hubfenster sind auf Mass und Anforderungen produziert.

Nähe zwischen Kuh und Mensch – auch im Laufstall

Die Familie Belser hatte vorher die Kühe in Anbindhaltung gehalten. Vor dem Umbau kamen Bedenken auf, dass aufgrund veränderter Prozesse im Laufstall der Kontakt zu den Kühen verloren gehen könnte. Die Praxis konnte die Bedenken in Windeseile zerstreuen. Der Alltag zeigt, dass sich genau das Gegenteil bewahrheitet hat: Durch die Arbeiten, die jetzt im Laufstall anfallen, sind Belsers viel mehr im direkten Kontakt mit den Tieren und die Beziehung zu den Tieren wurde in ihrer Wahrnehmung sogar intensiver. «Es ist natürlich schon auch so bei uns, dass wenn eine Kuh kommt und sie gestreichelt werden will, wir uns gerne ein paar Minuten Zeit nehmen», so Bettina Belser.

Auf die Vorteile des Neubaus angesprochen, betont die ganze Familie vor allem die immense Arbeitserleichterung und die neu gewonnene Flexibilität. Vor dem Neubau war es undenkbar, dass am Sonntagabend eine Person innert 2 Stunden mit den Stallarbeiten fertig ist. Heute ist dies Standard. Nicht nur die Tiere, sondern auch die Betriebsfamilie ist glücklich und sehr zufrieden mit dem neuen Stall.