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Gruppenhaltung: Gestaltung des Liegebereiches

«Wie man sich bettet, so ruht man». Mit Feingefühl für die Pferdebedürfnisse und geschickter Planung kann ein bedürfnisgerechter Ruhe- und Liegebereich eingerichtet werden.

Vor 1 Monat

Bei der Gruppenhaltung von Pferden spielt die Gestaltung des Lebensraumes eine entscheidende Rolle. Die Tiere können sich frei zwischen den Bereichen wie Fütterung, Liegen und Auslauf bewegen.

Eine zentrale Anforderung ist die räumliche Trennung der Liegefläche von anderen Bereichen. Dies kann durch Wände oder Raumteiler erfolgen. Das Ziel ist es, allen Tieren ungestörtes Ruhen zu ermöglichen. Unabhängig von ihrer Rangordnung. Dies wird erreicht, indem der Stall klare Strukturen aufweist, um den Pferden Ausweich- und Rückzugsmöglichkeiten zu bieten. So wird unter anderem das Risiko von Verletzungen durch Auseinandersetzungen minimiert.

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Für die Grössenbestimmung von Liege- und Auslaufflächen sind Mindestanforderungen durch das Tierschutzgesetz festgelegt. Sie richten sich nach dem Stockmass der Pferde.

Die Bedeutung von Ruhe für das Pferd

Die Möglichkeit, sich hinzulegen und qualitativ hochwertigen Schlaf zu erhalten, ist für die Erholung der Pferde von unschätzbarem Wert. Fehlt einem Pferd der Zugang zu einem angemessenen Liegebereich, kann dies schwerwiegende Konsequenzen haben. Ein Mangel an Ruhe und Schlaf führt zu Stress und Unruhe. Er kann auch langfristige gesundheitliche Probleme verursachen. Dazu gehört zum Beispiel die Pseudo-Narkolepsie.

Wird das natürliche Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung unterdrückt, kann dies zu anhaltendem Stress führen. Das wiederum kann auch Angstzustände verursachen. Weiterhin kann es ein gestörtes Sozialverhalten innerhalb der Herde zur Folge haben. Dies kann die Beziehung zwischen Pferd und Mensch beeinträchtigen und das Training sowie die Handhabung der Tiere erschweren.

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Wann gönnen sich Pferde Ruhe?

Pferde sind Fluchttiere. Für sie ist es von grösster Bedeutung, dass sie sich in ihrer Umgebung sicher fühlen, um sich hinzulegen und zu schlafen. Ein wesentlicher Faktor, der dieses Sicherheitsgefühl unterstützt, ist die Gewissheit, jederzeit einen Fluchtweg nutzen zu können. Auch ausreichend Platz ist wesentlich: Das Tierschutzgesetz legt zwar bestimmte Mindestmasse an Liegefläche pro Pferd fest. Interessanterweise zeigen Studien positive Effekte bei Pferden, die über die gesetzlichen Mindestanforderungen hinaus mehr Platz haben. Diese Effekte betreffen die Liegehäufigkeit und -dauer sowie die Schlafqualität der Pferde. Dies ist wiederum zuträglich für die Tiergesundheit.

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Mit Raumteilern Bereiche schaffen

Jeder Stall hat seine baulichen Eigenheiten und Voraussetzungen. Die Gestaltung eines funktionellen und tiergerechten Gruppenlaufstalls erfordert ein fundiertes Verständnis für die Bedürfnisse der Tiere. Zudem sind kreative Lösungen nötig, um den vorhandenen Raum optimal zu nutzen.

Raumteiler ermöglichen, dass auch rangniedere Pferde ungestört ruhen können. Mindestens zwei breite Ausgänge sollen vorgesehen werden. Dadurch können auch rangniedere Pferde ein- oder austreten, wenn ein ranghohes Tier einen Ausgang versperrt. Bei der Planung ist zu beachten, dass das Einstreuen des Liegebereiches einfach handzuhaben ist. Ebenso muss das Entmisten weiterhin einfach möglich sein. Dies ist wichtig, um die Arbeitseffizienz hochzuhalten.

Für die Raumteilung gibt es verschiedene Ansätze:

Notbox-Elemente zwischen Deckenstützen

Zwischen zwei bestehende Deckenstützen werden Notbox-Elemente montiert. Der Vorteil dieser Lösung ist, dass sie wenig Gewicht haben, aber trotzdem stabil sind. Sie sind schnell montiert und bei Bedarf auch in kurzer Zeit versetzt oder demontiert.

Beweglicher Sichtschutz

Eine Schlagschutzmatte, die mittels eines Aluprofils und zwei Ketten an der Stalldecke montiert wird, gibt einen beweglichen Sichtschutz. Der untere Teil bleibt frei. Auch diese Lösung ist einfach und schnell umgesetzt.

Feste Boxenwand

Eine Boxenwand wird zwischen zwei fest verankerten Pfosten montiert. Dies ist eine permanente Lösung. Sie ist massiv und äusserst stabil.

Separations- und Integrationsbox: wie umsetzen?

Eine Separationsbox dient zur Isolierung und Behandlung kranker oder verletzter Tiere oder zur Eingliederung von Neuankömmlingen. Sie kann fix installiert oder auch als mobile Lösung geplant werden, um wertvollen Platz nicht dauerhaft zu belegen. Wichtig ist, dass das separierte Tier weiterhin Kontakt zu seinen Artgenossen haben kann.

Die Box kann entweder als mobile Lösung oder als feste Installation umgesetzt werden:

Feste Installation

In einer Ecke des Stalles werden zum Beispiel zwei Frontwände mit Schiebetüren mit Öffnungsrichtung zur Wand hin montiert. So kann die Separationsbox bei Nichtgebrauch offen gelassen werden. So können die Pferde die Box als offenen Rückzugsort nutzen.

Mobile Installation

Mit dem mobilen Notboxensystem kann bei Bedarf schnell und einfach eine Separations- oder Integrationsbox aufgebaut werden. Es braucht wenige Handgriffe hierzu. Die Box kann nach Belieben platziert werden.

Umgang mit älteren oder rangniederen Pferden

Im dynamischen Gefüge einer Pferdeherde sind Rangordnungen nicht in Stein gemeisselt. Sie unterliegen natürlichen Veränderungen. Diese können durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden. Einer der prägnantesten Faktoren ist der natürliche Alterungsprozess. Mit zunehmendem Alter können Pferde an physischer Stärke und Agilität verlieren, was ihre Position innerhalb der Herde beeinträchtigen kann. Ältere Pferde finden sich mitunter in einer schwächeren Position wieder. Dies kann ihre Fähigkeit einschränken, Zugang zu Liegeflächen zu erhalten.

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Beim Planen einer Gruppenhaltungsanlage für ältere Pferde sollte man überlegen, sogenannte Nachtboxen zu erstellen. Diese ermöglichen es den Pferden, sich ausreichend auszuruhen. Auch für Pferde, die nicht an einen Gruppenstall gewöhnt sind, kann die Umstellung herausfordernd sein. Dies betrifft vor allem diejenigen, die bislang in Einzelboxen gehalten wurden. Sie können Mühe haben, sich in eine Herde zu integrieren. So haben Pferde, die früher als Topsportler galten, in der Regel damit mehr Mühe als Freizeitpferde. Auch in solchen Fällen ist eine Nachtbox eine goldene Lösung: Die Pferde benötigen während der Nacht ihren eigenen Rückzugsort. Sie können sich so gut erholen. Und die anderen Gruppenmitglieder finden auch mehr Platz und Ruhe.

Weitere Aspekte für die Gestaltung eines beliebten Ruhebereiches

Die Beachtung weiterer Aspekte trägt zur Attraktivität und Nutzung des Ruhebereiches bei und fördert damit das Wohlergehen der Pferde:

Bodenbeschaffenheit: Ein weicher, trockener und rutschfester Boden ist wichtig. Dies bietet Komfort beim Liegen. Auch verhindert es ein Ausrutschen beim Aufstehen. Alternativ zu Stroh auf Gummimatten können andere Einstreumittel verwendet werden, um die Rutschgefahr zu minimieren.

Separate Bereiche: Der Ruhebereich sollte frei von Futter sein, um Sauberkeit zu gewährleisten und eine Verschmutzung durch Fressen zu vermeiden. Zudem sollten Wälz- und Toilettenbereiche räumlich getrennt angelegt werden, um die Hygiene im Ruhebereich zu fördern.

Hygienevorteile: Ein sauberer Ruhebereich reduziert Insektenbelästigung im Sommer und bietet den Pferden einen angenehmen Rückzugsort.

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Fazit

Eine durchdachte Gestaltung des Stallraums ist essenziell für das Wohlbefinden der Pferde in Gruppenhaltung. Wichtige Elemente wie die Trennung der Liegeflächen, Fluchtwege und ein sauberer Ruhebereich tragen massgeblich zur Gesundheit und Harmonie innerhalb der Gruppe bei. Flexible Lösungen zur Abtrennung und Separation sind in speziellen Fällen nützlich. Beispiele hierfür sind Krankheit und Integration. Sie ermöglichen eine temporäre Anpassung an die jeweilige Situation. Ein tiefes Verständnis der Bedürfnisse der Pferde ist wichtig. Stallbetreiber können damit eine optimale Umgebung schaffen, die nicht nur den gesetzlichen Vorgaben entspricht. Sie fördert auch das Wohl der Tiere.