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Offenstall: Das Geheimnis sportlicher Erfolge?

Corinne und Simon Alt beweisen täglich, dass Offenstallhaltung das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von Sportpferden steigern kann. Warum die Haltungsform trotz der Herausforderungen eine überlegenswerte Option ist.

Vor 7 Monaten

Im aargauischen Dintikon leben in der Sportpferdezucht Rietenberg rund 40 Pferde. Corinne Sélébam Alt und Simon Alt führen den Betrieb seit über 15 Jahren. Ihr Alleinstellungsmerkmal ist die Haltungsform: ihre Stuten, Wallache und Hengste stehen im Offenstall. Corinne selbst ist erfolgreiche Dressurreiterin bis in die hohen Klassen. «Über all die Jahre haben wir festgestellt, dass Offenstallpferde deutlich zufriedener sind», erzählt Corinne. Sie glaubt, dass es damit zusammenhängt, dass die Pferde stark miteinander interagieren. «Das führt auch dazu, dass sie überschüssige Energie nicht unter dem Reiter abarbeiten müssen», lacht sie.

Der Trend zur artgerechten Pferdehaltung nimmt auch im Bereich des Sports immer mehr zu. «Artgerecht» bedeutet, dass bewusst auf die natürlichen Bedürfnisse des Pferdes eingegangen wird: viel Bewegung an der frischen Luft, lange Fressphasen und soziale Kontakte. Dies fördert die Muskulatur, die Regeneration und die mentale Gesundheit der Pferde - was für das Sportpferd von grossem Vorteil ist. «Unsere Pferde sind ständig in gleichmässiger Bewegung. Gerade Sportpferden, die körperlich auf einem bestimmten Fitnesslevel bleiben sollten, kommt das zugute», berichtet Corinne. Netter Nebeneffekt: weniger typische Verschleissverletzungen, wie zum Beispiel Sehnenschäden. Offenstallhaltung dürfe aber nicht als Ersatz für das Training betrachtet werden, betont die Expertin.

 

Im aargauischen Dintikon leben in der Sportpferdezucht Rietenberg rund 40 Pferde. Corinne Sélébam Alt und Simon Alt führen den Betrieb seit über 15 Jahren. Ihr Alleinstellungsmerkmal ist die Haltungsform: ihre Stuten, Wallache und Hengste stehen im Offenstall. Corinne selbst ist erfolgreiche Dressurreiterin bis in die hohen Klassen. «Über all die Jahre haben wir festgestellt, dass Offenstallpferde deutlich zufriedener sind», erzählt Corinne. Sie glaubt, dass es damit zusammenhängt, dass die Pferde stark mit

Gemeinsam oder einsam – auch in der Gruppe hat das Pferd die Wahl.

«Chräbbel» gehören zur Tagesordnung

«Viele haben Angst vor Verletzungen, wenn sie ihr Pferd in die Gruppe geben», berichtet Corinne aus ihrer Erfahrung. Da die Pferde im Offenstall mehr Bewegungsfreiheit haben, besteht ein höheres Risiko. Natürlich sei die Angst begründet – vor allem bei Sportpferden, die während der Saison möglichst nicht ausfallen sollten. «Mit einem gut durchdachten Integrationskonzept und stabilen Pferdegruppen lässt sich dieses Risiko aber minimieren. Grundsätzlich sind unsere Pferde sehr robust und viel weniger anfällig für saisonale Krankheiten und gröbere Verletzungen», erzählt Corinne. Man müsse jedoch als Besitzerin oder Besitzer damit umgehen können, dass das Pferd ab und zu einen «Chräbbel» hat.

Knackpunkt Fütterung

Als Leiterin eines Offenstalles ist Flexibilität gefragt - sowohl bei der Planung, als auch bei der Umsetzung. Eine grosse Herausforderung ist die Pferdefütterung. Corinne erzählt: «Bei Pferden gibt es wie bei uns Menschen ziemlich deutliche Unterschiede. Manche Tiere fressen schnell und viel, andere langsam und wenig.» Im Offenstall sei es schwierig sicherzustellen, dass jedes Pferd die richtige Menge und Art von Futter erhält. Bei Sportpferde bestehen teilweise spezielle Ernährungsbedürfnisse, um die Leistung zu optimieren. «Meine Turnierpferde fressen hauptsächlich Heu. Nur bei wirklich grossen Aufgaben oder intensiven Trainings, füttere ich nach der Arbeit Kraftfutter dazu. Bei Krankheiten oder Verletzungen stehen bei uns Boxen zu Verfügung. So lässt sich die Überwachung und Zugabe von Medikamenten natürlich vereinfachen», so Corinne.

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Corinnes Turnierpferde, Jungpferd bis Grand-Prix, leben alle in der Gruppe. Hier im Bild ist Summerdream.

Neueingliederung: nicht alle Pferde verstehen sich auf Anhieb

Bei der Integration neuer Pferde kommt Corinnes Geduld und Fingerspitzengefühl zum Zug. Durchhaltevermögen ist vor allem auf Menschenseite entscheidend – selbst wenn es anfangs nicht reibungslos verläuft. «Wenn es nicht auf Anhieb klappt, bedeutet es noch lange nicht, dass das Pferd nicht offenstalltauglich ist», so Corinne. «In all den Jahren haben sich ein bis zwei Kandidaten über längere Zeit nicht eingliedern lassen. Hier konnten wir das Problem durch einen Gruppenwechsel lösen.»

Von Freundschaften und Familien

Corinne rät davon ab, neue Pferde im Winter zu integrieren. Auch mitten in der Turniersaison ist keine ideale Zeit. Ganz egal, ob das Pferd davor schon in der Gruppe gelebt hat oder sich neu auf die Situation einlassen muss, kostet es das Tier viel Energie. Auch nach der Eingliederung ist eine kontinuierliche Beobachtung der Herde notwendig. «Wenn ich sehe, wie unsere Pferde Freundschaften schliessen und Familien bilden, sich so ausgeglichen unter dem Sattel zeigen und zusammen spielen – es ist das Schönste, was es gibt», schwärmt Corinne.

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Die Stutengruppe mit Fohlen.

Geschlechtertrennung in der Gruppe

Im Betrieb von Corinne und Simon leben drei verschiedene Pferdegruppen: Stuten, von jung bis alt; eine Gruppe mit Wallachen und Hengsten; sowie eine separate Unterbringung für den Zuchthengst Lord Sinclair III, der in der Regel mit einer Handvoll Stuten zusammen steht. Corinne legt Wert darauf, Stuten und Wallache zu trennen, um Probleme wie Aufsitzen oder Eifersucht zu vermeiden. «Wir haben zudem festgestellt, dass auch Hengste zusammen gehalten werden können, selbst solche, die im Deckeinsatz sind», so Corinne. Jene Hengste, die sich extrem dominant verhalten, werden kastriert. «Die Geschlechtertrennung erleichtert die Integration neuer Pferde, da die Rangordnung schneller geklärt wird und es zu weniger Kämpfen kommt», ergänzt Corinne.

Aus der Gruppe in den Grand Prix

Insgesamt kann die Offenstallhaltung auch für Sportpferde eine sehr gute Option sein, wie das Beispiel von Corinne eindrücklich beweist. Sie kann nicht nur diverse Zuchterfolge, sondern auch etliche Klassierungen bis Grand Prix verbuchen – das alles «made in» ihrem hauseigenen Offenstall. «Viele Nachteile, wie ein schmutziges Fell oder kleinere Blessuren, sind rein kosmetischer Natur und nur für das Menschenauge problematisch», meint Corinne. Die Vorteile für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Pferde können die Herausforderungen bei Weitem aufwiegen – schliesslich ist die Basis für sportliche Erfolge in erster Linie ein fittes und zufriedenes Tier. Das steht auch für die Sportpferdezucht Rietenberg im Vordergrund, weshalb sie weiter auf die Offenstallhaltung setzen. «Ganz ehrlich: ich würde nie mehr etwas anderes wollen», meint Corinne zum Abschluss. Mit etwas Mut können also auch Sportreiterinnen und -reiter den Schritt in die Offenstallhaltung wagen.

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«Das Schönste, das es gibt», so Corinne.

Individuelle Beratung für jede Haltungsform

Corinnes Erfahrungen sind sicherlich ermutigend. Dennoch ist jede Ausgangslage einzigartig und stellt individuelle Anforderungen. Wenn Sie überlegen, welche Haltungsform für Ihr Pferd die richtige ist, stehen wir von B+M Ihnen gerne beratend zur Seite. Ob Offenstall, Boxenhaltung oder eine Kombination aus beidem – unser Team aus Expertinnen und Experten unterstützt Sie mit umfassendem Know-how und praxisnahen Ratschlägen. Gemeinsam finden wir die beste Lösung, die sowohl Ihren Bedürfnissen als auch denen Ihres Pferdes gerecht wird.